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23.05.2018

. / Aktuelles / Interpretationsansatz Prometheus
Stand: 26.05.2011

Analyse der Hymne Prometheus

Die Hymne „Prometheus“ wurde 1774 von Johann Wolfgang Goethe geschrieben, stammt aus der Zeit des Sturm und Drang und befasst sich mit der Beziehung Prometheus‘ zu Zeus, seiner Vergangenheit und mit seinem gegenwärtigen Leben.
Schon beim ersten Lesen fällt auf, dass die Hymne von Enjambements geprägt ist, welches ein genaues, aufmerksames Lesen erfordert.
Bei dem Sprecher handelt es sich um ein lyrisches Ich, welches in diesem Fall für Prometheus steht, welcher sich an den Gott Zeus wendet. Dieser steht wiederum stellvertretend für das gesamte Reich der Götter.
Die Sprache Prometheus‘ wirkt sehr emotional, wobei seine Perspektive von der Erde hinauf zum Himmel, an Zeus, gerichtet ist.
Zu Beginn wendet er sich an Zeus, den er mit einem kleinen, unfähigen Kind vergleicht. Er fordert ihn auf, sich von der Welt fernzuhalten, um zunächst einmal zu lernen mit seinen Fähigkeiten umzugehen. Ansonsten würde er nur Unheil anrichten.
In der zweiten Zeilengruppe wendet sich Prometheus an alle Götter. Er wirft ihnen vor, dass sie auf Opfergaben des Menschen angewiesen seien, um sich überhaupt ernähren zu können: „Ihr nähret kümmerlich von Opfersteuern und Gebetshauch…“Darauf berichtet Prometheus von seiner Kindheit, als er noch naiv und unerfahren war und auf die Hilfe der Götter hoffte. Doch dann kommt er zu der Feststellung, dass, sobald er sich in aussichtslosen Lagen befand, er nur durch seinen eigenen Mut überstanden habe. Nur durch sein Herz, so sagt er, welches symbolisch für seinen Mut und Tapferkeit steht, habe er sich retten können.
In der vierten wie auch in der fünften Zeilengruppe stellt Prometheus ausschließlich rhetorische Fragen, die aufeinander aufbauen und sehr vorwurfsvoll klingen. Diese unterstützen seine Aussage, dass man sich auf niemanden verlassen könne. Er wirft den Göttern vor, dass sie sich nie um die Leiden der Menschen gekümmert hätten. Verachtung und Empörung charakterisieren die Fragen. Außerdem stellt er den Menschen als sehr selbständig und verantwortungsbewusst dar.
Die sechste Zeilengruppe umfasst die Frage, ob Zeus gesagt habe, er solle das Leben hassen und fliehen, weil sich das Leben anders entwickelt hat. Prometheus beschreibt sich selbst als Schöpfer der Menschen, die nach seinem Bilde geformt sind und die Götter ebenso verachten wie er selbst.
Im Mittelpunkt der Hymne steht das lyrische Ich, welches sich gegen jede bestehende Ordnung auflehnt. Um dieses zu verdeutlichen, hält sich auch der Verfasser an keine bestehenden Regeln und widersetzt sich bewusst gültigen Gesetzen und Konventionen. Die Hymne ist durchgehend reimlos und ohne ein Metrum. Des Weiteren werden negative Konnotationen wie z.B. „kümmerlich“ oder „darbet“ benutzt.
Außerdem wird die Tapferkeit und der Heldenmut Prometheus in den Vordergrund gestellt. Symbolisch für diese heldenhaften Eigenschaften steht der Begriff „Herz“, welcher von positiv besetzten Adjektiven wie „jung“ und „gut“ unterstützt wird.
Durch die Aneinanderreihung von positiven Begriffen soll gezeigt werden, dass der Wunsch nach einer besseren Welt unverzichtbar bleibe und man nie verzweifeln dürfe.
Insgesamt fordert Goethe zu neuem Heldenmut auf, verlangt nach Genies und kritisiert die mutlose, in veralteten Formen und Strukturen verharrende Gesellschaft. Es fehle die Individualität bei den Menschen. Diese Aufforderungen werden insbesondere durch Imperative widergespiegelt.
Somit ist die Hymne „Prometheus“ in die literarische Epoche des 18. Jahrhundert einzuordnen, die für die Selbstverwirklichung der Menschen steht. Verstand und Vernunft werden hinten angestellt und die Gefühle rücken in den Vordergrund.

Verfasserin: Heba Rajabie