Zuächst vorweg: Ich bin stets ein Vertreter der These gewesen, dass man alles transparent machen muss (übrigens auch auf die Gefahr hin, dass man scheinbar Iloyalitäten erzeugt oder Peinlichkeiten provoziert oder sich letztlich der Lächerlichkeit Preis zu geben scheint). Macht man dies nicht, bleibt man für immer angreifbar. Man bleibt natürlich auch unglaubwürdig, wenn man andere Positionen schlichtweg ignoriert.
Grundsätzlich finde ich es ausgezeichnet, wenn jemand offen - und eben nicht versteckt - seine andere Position verdeutlicht. Ich versuche stets die Hybris der (eigenen) Unfehlbarkeit zu meiden.
Ich danke dem Autor der folgenden Zeilen ausdrücklich für seine Aktivität und Ehrlichkeit und bitte ihn gleichzeitig um persönliches Augenmaß.
Als erstes meine Anerkennung, dass Sie darüber einen Artikel verfasst haben! ;)
Allerdings habe ich durchaus einige Kritikpunkte. Obwohl ich Ihnen bei der Opel-Frage zustimmen kann, also dass eine Ablehnung von Staatshilfen sinnvoll gewesen wäre, finde ich es bedauerlich, dass Sie nicht auf den plötzlichen Sinneswandels zu Guttenbergs eingehen; eben bei der Frage bezüglich der Rettung von Karstadt, bei der zu Guttenberg plötzlich genau das Gegenteil forderte. Außerdem hätte ich noch etwas zum Abschnitt „Tanklaster“ zu sagen, aber da haben wir ja schon ausführlich drüber gestritten...
Zum Thema Wehrpflicht kann man wirklich nur sagen, dass eine Profi-Armee um einiges sinnvoller und effektiver ist, als das ursprüngliche Modell, da sie spezialisierter, schlagkräftiger, flexibler und einfach besser ist. Jedoch finde, ich, dass zu Guttenberg etwas egoistisch bei diesem Thema war. Den populären Teil, der Abschaffung der Wehrpflicht, der einige Sympathiepunkte insbesondere bei dem jüngeren Teil der Bevölkerung einbringt, verantwortet er, während der extrem problematische Teil, die fehlenden Pflegekräfte, die Zivildienstleistenden, an anderen Ministerien hängen bleiben, also dem Gesundheits- und dem Arbeits- und Sozialministerium.
Zum Thema seines Rücktritts beachten Sie meiner Ansicht nach nicht die Tatsache, dass er bis heute nicht gestanden hat, irgendetwas bewusst übernommen zu haben, sondern spricht immer noch von „schweren handwerklichen Fehlern“. Dass eine komplett ehrliche Linie von Anfang an allen, insbesondere ihm selbst, genutzt hätte, steht, denke ich, außer Frage.
Abschließend gefällt mir Ihr letzter Teil über die Rolle der Medien nicht. Ich finde es problematisch, die Boulevardpresse mit der „bürgerlichen“, wie Sie immer sagen „Gutmenschen“ Presse in einen Topf zu werfen. Meiner Meinung nach haben die bürgerlichen Medien stets, mit mehr oder weniger Sympathie, über die politischen Handlungen einigermaßen objektiv berichtet, während die Boulevardpresse, insbesondere die BILD-Zeitung, zu Guttenberg bis in den Himmel gelobt haben und weniger über sein politisches Schaffen als vielmehr über seine privaten Aktivitäten (hilfreich natürlich auch seine Frau; hübsch, aktiv gegen „Kinderschänder“, also absolut auf dem Terrain der BILD). Diese Medien haben auch lange nachdem zu Guttenberg nicht mehr haltbar war, ihn in den Siebten Himmel gelobt und so massiv zu dem verzehrten Bild in der Bevölkerung beigetragen, in der zu Guttenberg eher das Bild eines Popstars, als das eines Politikers, was zu einer blinden Verehrung führt, die in der Politik völlig unangebracht ist (man erinnere nur an Anrufe bei der BILD-Hotline, wo verwirrte Mitvierzigerinnen das Bleiben zu Guttenbergs gefordert haben, mit der Begründung, er sähe doch so gut aus...).
In diesem Sinne denke ich, dass zu Guttenberg von Anfang an sehr überschätzt war und dass diese Überschätzung sowohl fremdverschuldet, als durch die Medien, war, aber ein erheblicher Teil auch durch zu Guttenbergs gekonnte Selbstinszenierung. Dem zu Folge ist sein Absturz größtenteils selbstverschuldet, da er mit Blättern wie der BILD in hohem Maße kooperiert hat.
Meine Meinung zur Rolle der Opposition haben Sie ja auch schon vernommen...