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23.05.2018

. / .Informatik / AMD vs. INTEL (2.10.2011)
Stand: 26.02.2012

Ich beschäftige mich nun seit über 20 Jahren mit PCs; abgesehen von der Faszination, die Technik auf mich ausübt, ist es gerade das Tempo der Veränderung in diesem Bereich, das mich so anzieht. Insbesondere ist es die „hardware”, die mein besonderes Interesse findet; so gesehen bin ich bekennender „freak” im Tunen und Ausloten von technischen Möglichkeiten. Selbst mein Sohn findet manches grenzwertig. Zur Zeit habe ich z. B. einen PC mit einem 6-Kern-Prozessor, der mit 4,02 GHz permanent mit 2  5870-Grafikkarten im „crossfire”-Betrieb läuft. Bisweilen habe ich auch manche CPU und auch etwas Arbeitsspeicher geschrottet, aber Grenzerfahrungen sind immer spannend.
Anbei mein drittletzter Artikel für eine „community”, die hier natürlich nicht genannt wird. Wie immer verändern solche Kurzbeiträge wenig bis nichts, aber sie verschaffen etwas Luft, wenn man etwas irritiert ist über eigenartige Entscheidungen.


Inzwischen hat sich meine eher skeptische Position leider bestätigt; bei allen beschönigendend Versuchen einzelner Tester ist ungeschminkt festzustellen, dass AMD hier gewaltig versagt hat; seit dem 12.10.2011 ist die unzureichende Performance des „bulldozers” von vielen „web-sides” bestätigt worden. Man muss hier keinen Kleinkrieg über einzelne theoretische Fähigkeiten bzw. Fähigkeiten, die (noch) keine praktische Relevanz haben, entfachen, sondern der Realität ins Auge blicken. Diese CPU befindet sich allenfalls im Versuchsstadium und ist noch lange nicht geeignet für die Masse der „user”, die eine weitreichende „performance” in allen Bereichen erwartet haben, zumindest in den vorgesehenen Preisregionen nicht. In meinen Augen haben die immer noch sehr guten Techniker bei AMD ursprünglich versucht, eine Alternative zu finden für das „hyper-threading” bei INTEL-CPU's und sind richtigerweise auf den Gedanken gekommen, reale Teil-Kerne zu benutzen, um bei „windows” eben auch die doppelte Anzahl an blinkenden „threads” vorzeigen zu können; nicht zuletzt angetrieben von problematischen Patentsrechtregelungen.
Danach müssen wohl sich sehr schlau wähnende AMD-Manager auf den Gedanken gekommen sein, dass es ja bei gewollter Betrachtung der sog. Module doch einzelne Kerne seien, die man verkaufsträchtig als 8-Kerner ausgeben könnte.
Nun stehen sie ziemlich dumm da und müssen erklären, weshalb ein 4-Kern-Prozessor bei Intel in den meisten Applikationen deutlich schneller läuft als ein behaupteter 8-Kern-Prozessor bei AMD.
Es ist zum Bumerang geworden und ich glaube, dass es an einer gewissen Arroganz dieser Manager liegt, deren Horizont möglicherweise nicht über Texas oder was auch immer reicht (vielleicht verführt das amerikanische Bildungssystem zu solch absurden Annahmen).


Der eigentliche Beitrag:

Eigentlich ist alles schon mehrfach gesagt, aber für alte AMD-Fans ist es schon bitter, einmal mehr zu sehen, wie AMD langsam, aber unerbittlich im CPU-Bereich an Boden verliert. Ich vermute mal, dass es am konzeptionslosen Management liegt, das ähnlich wie die Kollegen in ihrer Autoindustrie glaubt, man könne alles über Preise, neue Namen und etwas „facelifting” regeln.
Was hier mit „bulldozer” passiert, ist eine Fortsetzung der Peinlichkeiten, die sich schon in der Grafiksparte abzeichnete. Kaum hatten AMD-Manager bei Ati alles in der Hand, fiel ihnen nichts Besseres ein, als zunächst den guten Namen verschwinden zu lassen und danach den guten Ruf Atis, denn nach der genialen HD5870 kam ein ganzes Jahr lang nichts und danach eine Serie, die einen für ein Jahr Entwicklung lächerlichen Tempovorsprung hervorquälte und beileibe keine brauchbaren neuen „feature” enthielt.
Für eine Firma, die deutlich kleiner ist als Intel, muss die Liebe zur Technik, muss die emotionale Anbindung an die Fan-Gemeinde, die aus Solidarität auch mal einen schlechteren Prozz hinnimmt, Vorrang haben.
Aus einem technisch gewollten Weitsprung darf kein Lachhüpfer werden und lange Zeit waren die AMD-Techniker innovativer; ich erinnere nur an den Athlon vs. Schnecke Pentium 4.
Eigentlich müssten all diese Artikel gesammelt an den Aufsichtsrat von AMD geschickt werden - natürlich übersetzt.
Was bleibt?
Die Unverzichtbarkeit von AMD, denn allein seine Existenz verhilft uns zu guten und preislich erträglichen Intel-Prozessoren.
Und das Prinzip Hoffnung, denn diese stirbt bekanntlich zuletzt.

Hubertus Wilczek