Ich bin nun wahrlich kein Protestant, aber wenn ich solche Texte von Luther lese, finde ich das extrem zeitgemäß.
Man könnte auch spöttisch ergänzen: Die menschliche Gier ist auch anderen aufgefallen - sie existiert ganz offenbar!
Ich glaube auch zu jeder Zeit. Und das Bemekenswerte ist nur: Sie wird so gerne verschwiegen!
In der Schrift „Von Kaufshandlung und Wucher" aus dem Jahr 1524 setzt sich Martin Luther mit dem Geschäftsgebaren mancher Großkaufleute auseinander:
Ebenso verkaufen etliche ihr Gut teurer, denn es auf gemeinem Markt gilt und im Kauf gang und gäbe ist und steigern also die Ware aus keiner Ursache, denn dass sie wissen, dass desselbigen Guts keins mehr im Lande ist oder in Kürze keins mehr kommen wird und man es haben müsse. Das ist reine Gier, die die Notlage des Nächsten ausnutzen und an seinem Schaden reich werden will.
Das sind alles öffentliche Diebe, Räuber und Wucherer.
Ebenso kaufen etliche ein Gut oder eine Ware in einem Lande oder in einer Stadt ganz und gar auf, auf dass sie alleine solch Gut ganz und gar in ihrer Gewalt haben und diese darnach weitergeben können, so teuer sie wollen oder können.
Nun ist droben gesagt, dass die Regel falsch und unchristlich ist, dass jemand sein Gut so teuer gibt, als er will und kann.
Viel gräulicher ist das, dass man darauf ein Gut alleine aufkauft, welches auch die kaiserlichen und weltlichen Rechte verbieten und heißen's Monopolia.
Z/t. nach: Siegfried Streiter (Hg.), Hütten, Müntzer, Luther. Werke in zwei Bänden, Bd. 2, 4. Aufl., Berlin/Weimar T982, S. 797 f. Bearb. d. Verf.