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23.05.2018

. / .Politik / DER PRESSEKODEX DES DEUTSCHEN PRESSERATES
Stand: 09.02.2013

Wie immer beinhaltet unsere Pressefreiheit in Deutschland den Zugriff auf viele beliebige Texte. So auch auf den Pressekodex, der allerdings nicht ständig präsentiert wird, sondern schon gezielt gesucht werden muss.
Eine Auseinandersetzung mit diesem im Politik-Unterricht führte zu einer naheliegenden Hausaufgabe - einer kritischen Hinterfragung der Vorgaben des Pressekodex' und seiner realen Umsetzung -, die im Ergebnis hier vorliegt. Für einen sog. Abdecker-Kurs ist dieses Engagement einer Schülerin überaus bemerkenswert.


DER PRESSEKODEX DES DEUTSCHEN PRESSERATES – MEHR SCHEIN ALS SEIN

„Regeln für einen fairen Journalismus – Grundsätze zur Wahrung des journalistischen Berufsethos“. Auf dem ersten Blick klingt dieser Satz doch recht vielversprechend. Wenn man jedoch diverse Tageszeitungen betrachtet und dazu die scheinbaren Grundsätze der Journalisten in Deutschland untersucht, so werfen sich einige Zweifel in Bezug auf die Glaubwürdigkeit dieses Kodex‘ auf.
Tag für Tag ist es dasselbe Spiel. Schlägt man die Zeitung auf, so wird zwar einerseits von wirklich erstaunlichen Ereignissen in der Politik berichtet, aber leider lesen die Bundesbürger auch immer öfter etwas über das Liebes-Aus von irgendwelchen Prominenten oder den Tod eines angeblich unglaublichen Hundes einer wenig bekannten Sängerin.
Was ich damit ausdrücken möchte ist, dass ich die Arbeitsweise der Journalisten massiv kritisieren möchte und den von ihnen aufgestellten Pressekodex fast als Märchen bezeichnen würde!!!

An und für sich ist der Schritt des Presserates, einen solchen Pressekodex aufzustellen, grundsätzlich absolut zu befürworten.
Denn dadurch könnte der Missbrauch der Medien und auch die Verletzung der Menschenwürde tatsächlich verhindert werden.
Der Pressekodex beinhaltet eben genau die die notwendigen Werkzeuge!
Seine normative Forderung lautet:

Die Presse toleriere jegliche religiöse Anschauung und lehne Diskriminierung generell ab. Des Weiteren sei Wahrung der Menschenwürde sowie die Einhaltung der Wahrheit das oberste Gebot des Kodex‘. Ebenso solle die Privatsphäre des Menschen geachtet werden und dadurch niemand in der Ehre negativ berührt werden. Ergänzt wird der Pressekodex durch den Schutz der Journalisten selbst, einerseits durch das Zeugnisverweigerungsrecht sowie durch die Anmerkung, dass der Inhalt der Artikel nicht durch persönliche oder wirtschaftliche Interessen seitens der Verfasser beeinflusst sei.

Betrachtet man hingegen die Realität, in welcher Zeitung auch immer, so fällt es mir persönlich auf, dass zwar dem einzelnen Journalisten selbst offensichtlich keinerlei Konsequenzen drohen, da diese Klausel in dem Kodex „gewissermaßen optimal” verfasst wurde, aber schon dem Punkt 7 - zur Beeinflussung der Artikel aus wirtschaftlichen oder allgemein privatem Interesse - stehe ich kritisch gegenüber.
Artikel in der Zeitung sind meiner Meinung nach immer mit einer persönlichen Einfärbung von Seiten der Verfasser zu sehen.
Dies ist jedoch nicht als fehlerhaft anzusehen, sondern vielmehr schlichtweg menschlich.
Ein Mensch kann nicht völlig objektiv schreiben, deshalb wird in jedem Artikel auch eine grundlegende Ablehnung oder Zustimmung erfolgen, welche schließlich der Meinung des Journalisten entsprechen wird.
Ebenso ist die Anmerkung zur Richtigstellung von Zeitungsinhalten als fragwürdig anzusehen. Zwar erfolgt eine solche Richtigstellung – keine Frage -, dennoch muss der Leser über ein geschultes Auge verfügen, um diese Richtigstellungen auch tatsächlich zu entdecken.
Denn sollte ein Fehler real auf der Titelseite erfolgt sein, so liest man die Richtigstellung meist einige Tage verspätet ganz klein auf der linken Randseite der Seite sowieso.
Die größten Lügen vermittelt der Pressekodex aber mit seinen angeblich bereits genannten Grundsätzen zum Wahrheitsgehalt und zur Achtung der Menschenwürde.
Natürlich trifft dies nicht auf alle Zeitungen zu wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder DIE ZEIT jedem zeigen kann.
Ein bestes Beispiel für diese Lügen im Gegensatz zum Pressekodex ist jedoch die tägliche Ausgabe der BILD-Zeitung!
Nicht nur, dass dort alle menschenmöglichen Gerüchte über irgendwelche Promis und Fußballspieler verbreitet werden, es werden auch namenhafte Politiker in ihrer Ehre und Würde verletzt. Betrachtet man zum Beispiel den Umgang mit der sogenannten „Guttenberg-Affäre“ oder der „Kredit-Affäre um Christian Wulff“, so stellt sich deutlich heraus, dass die Journalisten nicht darauf bedacht sind, Tatsachen zu liefern oder geschweige denn die Betroffenen nicht persönlich anzugreifen, sondern lediglich um ihre Auflagenzahl zu puschen.
Abgesehen davon, dass gefühlt 60 % der Inhalte sowieso nicht stimmen.
Dieser Aspekt mündet ebenso in die Darstellung von Ermittlungsverfahren mit dem Grundsatz der Unschuldsvermutung.
Nicht selten wird schlichtweg vorschnell geurteilt und dies auch schonungslos an die Öffentlichkeit gebracht.
Ebenso passend dazu ist die Beschaffung der Informationen.
Zwar plädiert der Presserat in seiner Ausarbeitung auf die Vermeidung von unlauteren Methoden zur Informationsbeschaffung, aber auch dieser Teil des Kodex‘ ist absolut zu bezweifeln. Häufige Formulierungen wie „Ein Freund der Familie teilte uns mit, dass..“, sind meiner Meinung nach nicht nur Teil einer unlauteren Methode, sondern stellen ebenso eine Verletzung der Intimsphäre der Betroffenen dar.

Bei genauer Durchleuchtung der 13 verschiedenen Punkte wird deutlich, dass mehr als 50 % der angeführten Grundsätze im Kern zu kritisieren sind. Sie enthalten nicht nur offensichtliche Widersprüche zur Realität, sondern erscheinen oftmals schon als vorsätzliche Lüge.
Anzumerken ist hier ebenso, dass der gesamte Kodex wahrscheinlich nie entstanden wäre, wenn der Journalismus an sich nicht einst von irgendeiner Person massiv kritisiert worden wäre. Dabei frage ich mich, wie die Journalisten dann gearbeitet haben müssen, wenn die Arbeit jetzt immer noch sehr zur Diskussion anregt.
Vielleicht haben auch schlichtweg keine Änderungen stattgefunden und der Pressekodex ist in sich lediglich eine Form der Ruhigstellung seiner Kritiker.

Vor diesem Hintergrund vertrete ich den Standpunkt, dass die Ausarbeitungen des deutschen Presserates eine realitätsferne Formulierung von scheinbaren Regeln ist, die größtenteils aus leeren Versprechungen bestehen.
Sicherlich sind einige Punkte tolerierbar, sodass Trennungen oder irgendwelche Seitensprünge von Lothar Matthäus oder  Kristen Stewart sicherlich zur Erheiterung der Gesellschaft beitragen. Dennoch sehe ich vor allem in Schicksalssituationen die Durchleuchtung des Privatlebens jeglicher Personen als inakzeptabel an.
Den Journalisten fehlt in diesem Punkt die Möglichkeit, sich in die Lage eines anderen Menschen hineinzuversetzen, da man mit einem gesunden Menschenverstand nicht so handeln würde.

Anzuführen ist aber auch, dass man den Journalisten formal nichts vorwerfen kann, da sie sich durch die Ergänzung „ Regeln für einen fairen Journalismus“ bei einer Missachtung der Grundsätze lediglich zu Journalisten machen, welche unfair sind.
Und damit kann und muss  ein jeder Journalist in seinem Beruf leben.
Außerdem würde ein fairer Journalismus, wie er uns in dem Pressekodex vorgegaukelt wird, zur Folge haben, dass die Zeitungen von ihrer Seitenzahl nur noch halb so stark wären, wie sie es heute sind.

Kathrin Lampe